
Wenn fossile Energie verbrunzen, dann auch richtig

Das erste Teil das kaputt ging (8. Arbeitsstunde): die Lichtmaschine

Selbst mein Trabant hatte so einen Schnick-Schnack wie Kühlwasser nicht – der Trecker nach 16 Arbeitsstunden auch nicht mehr

und als dann der Rückwärtsgang ausfiel (17. Arbeitsstunde) – musste ich das Gerät etwas zerrupfen
Alles verrückt – ab 2022 bekomme ich für den Besitz eines Elektroautos Geld – wenn das 30 Jahre lang in der Höhe ausgezahlt wird, hab ich die Anschaffungskosten für meinen Trecker wieder rein. Ist das schon ein vorweggenommener Rebound-Effekt? Und warum bekomme ich das Geld aus dem Verkauf von CO2-Verschmutzungszertifikaten nicht für meine Pedelecs? Fehlt da die behördliche Registrierung – mit dem an das Rad zu schraubende Kennzeichen?
Wie dem auch sei: (Nebenerwerbs-)Landwirtschaft ist sehr zeitintensiv – und da ich mal verkündet habe, dass ich mich um alles kümmere, was keine Beine, sondern Räder hat, wurde entschieden, einen Traktor zur Unterstützung in der Landwirtschaft anzuschaffen.
Gut, dass keine € 30.000 für ein aktuelles Einsteigermodell – so wie die in den USA im Marktsegment “Family-Tractor” verfügbaren – in der Portokasse war, dürfte klar sein. Also bin ich bei der Suche nach einer preiswerteren Alternative auf die in Vietnam instandgesetzten Kleintraktoren gekommen. Diese werden scheinbar schiffsladungsweise importiert und kosten “an der Küste” weniger als im Binnenland. Bei eBay-Kleinanzeigen bin ich dann auf einen Vertriebler im Oberbergischen aufmerksam geworden – also, warum nicht?
Die Aufbereitung der Traktoren soll angeblich mit vollständiger Neulagerung und Abdichtungen einhergehen, für mich sieht es inzwischen nach einer reinen Lackierung aus. Die Geräte sind 30 – 40 Jahre alt, haben aber noch eine gewissen Ersatzteilversorgung, die online geordert werden kann. Wobei sich dabei der Blick auf den griechischen oder niederländischen Markt lohnt.
Beim ersten Anwerfen dachte ich – bah, von Abgasreinigung hatten die auch noch nie was gehört, das stinkt ja wie ein alter Diesel. Nachdem ich ihn nachgetankt habe, sage ich nicht mehr, dass der wie ein alter Diesel riecht, sondern dass der nach altem Diesel roch. Die Spritqualität ist in Deutschland wohl höher als in Vietnam. Gruselig der Gedanke, was alles noch im Sprit stecken kann – und früher wohl auch hier drin war und mitverbrannte.
Der Trecker tat auch zuerst seinen Dienst – Maulwurfshügel plätten, Brennnessel- und Distelpolster roden, Mist fahren. Bis er nach verbranntem Gummi roch und der – nicht den Spezifkationen entsprechende – Keilriemen seinen Geist aufgab, weil die Lager in der Lichtmaschine festgegangen sind. Oder ist bei den Dingern nur ein Lager drin? Kosten auf jeden Fall nicht viel. Die Elektrik ist sowieso rätselhaft – und ein Kupferwurm ist drin, aber was interessiert mich, ob das Licht richtig leuchtet? Straßenzulassungsfähig ist der eh nicht.
Nach Neuauflegen des spezifischen Keilriemens hab ich ihn mal richtig 2 Stunden lang rangenommen. Dabei bemerkte ich, dass die sonst nichts anzeigende Temperaturanzeige sich mal etwas bewegt hatte – der rote Bereich war zwar noch nicht erreicht, aber … naja, Wasserdampf von vorne ist doch eher ungewöhnlich. Diesmal hatte ein verhärterter Kühlerschlauch seinen Dienst quittiert. Kostet auch nicht viel – aber wieder mal eine Runde Stillstand.
Die Technik ist halt schon was älter und in der Bedienungsanleitung (ja, gibt es auch noch käuflich zu erwerben im Netz) stand, dass er nur im Stehen geschaltet werden darf. Den 3. Gang hatte ich schon eine Weile nicht mehr reinbekommen – das klang ganz häßlich aus Richtung Getriebe – aber rückwärts sollte er schon noch fahren können. Wäre jetzt so eine basale Anforderung von mir an einen Trecker, der Wegebaumaterial mit einer Heckschaufel aufnehmen können soll.
Also – was tun? Selber schrauben! Und da ich den Unterschied zwischen “Nach dem Lackieren bewegten Schrauben” und “überlackierten Schrauben” sehen konnte, bin ich einfach dieser Spur durch den hinteren Traktor-Bereich gefolgt. Gelandet bin ich beim Getriebedeckel, in den seitlich der Gangwahlhebel geführt wird. Anfangs habe ich mich noch beim Vertrieb beschwert, dass der dortige Simmerring auch mal hätte ausgetauscht werden können, weil der Hebel etwas ölfeucht war. Mit der Einschätzung, die ich jetzt von dem Vertriebler habe, hätte ich mir den Hinweis auch sparen können. Vermutlich ist das der Unterschied zwischen Menschen, die aus Freude am Schrauben schrauben und denen, die es notgedrungen tun, um Geld zu generieren. Auch den völlig steifen Dieselschlauch habe ich sofort mit ausgetauscht – das kostet doch nichts, wenn bis dahin das Teil schon völlig zerlegt ist … aber die Schraube, die die innere Schaltkulisse mit dem Gangwahlhebel verbinden sollte, ist so definitiv falsch am Platz gewesen ..

Schrauben werden nicht besser, wenn sie gegen eine zu kleine Bohrung in einem Gussteil geschraubt werden, lieber Händler auf Ebay-Kleinanzeigen. Wenn das Gewinde versaut ist, dauert es nicht lange, bis sich die Schraube löst und ins Getriebe fällt – da helfen auch keine 2 Sprengringe mehr sondern nur noch sehr viel Loctite
Meine Lösung für den Kraftschluss zwischen Gangwahlhebelwelle und Schaltfinger:
- DIN 915 Gewindestift Innensechskant, blank, M 8 x 35 mit Zapfen
- DIN 980 Sicherungsmutter Klasse 8, blank, M 8 mit Metallklemmteil
Fazit: Diese Trecker sind nichts für Leute, die nicht selber schrauben