Archiv der Kategorie: Städtereisen

Ich komm ein bisschen rum. Mehr oder weniger zufällig halte ich mich in anderen Städten auf. Dann setze ich meine Brille als Fahrradfahrer aus Wuppertal auf und wundere mich.

Woanders ist es auch nicht besser

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Plaktatwerbung trifft jeden

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Fahrradweg? – Parkplätze!

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Fahrradfahren dürfen bei Rot schon mal zur Haltelinie vorfahren…

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… und die Busspur mitbenutzen

Get about it und walk it sind Kampagnen, die in Aberdeen (Schottland) die Einwohner dazu bringen sollen, auch mal zu Fuß zu gehen, oder das Fahrrad zu nutzen.

Ob das etwas was bringt, kann man an den Zahlen ablesen, die das Aberdeen Cycle Forum   erhoben hat und die auf der WebSite nachgelesen werden können.

Der Zeitraum der Erhebungen umfasst die letzen 5 Jahre – aber viel älter dürften die Fahrbahnmarkierungen auf den Straßen Aberdeens auch noch nicht sein.

Beschwer’ sich noch einer mal in Wuppertal über plötzlich endende Radwege. Die gibt es woanders auch. Parkplätze sind eben auch wichtig.

Und wenn vor jeder innerstädtischen Ampel auf der Fahrbahn vor der Haltelinie ein Bereich rot markiert ist, und sogar manchmal mit einem großen weißen Fahrrad-Symbol gekennzeichnet wurde, heißt das noch lange nicht, dass sich die Fahrer von motorbetriebenen Fahrzeugen daran halten, sie in der Rotphase freizuhalten und  Radfahrende nicht nach wie vor an den Rand zu drängen.

Im Gegensatz zu Wuppertal dürfen in Aberdeen die Radfahrenden die Busspuren mitbenutzen. Auch die Busspuren auf Schnellstrassen, die  natürlich kamera-überwacht sind und damit dafür sorgen, dass sich im Bereich der festinstallierten Kameras alle daran halten.

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Extra abgeschliffenes Kopfsteinpflaster auf dem Radweg …

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… hindert nicht daran, den Radweg 50m später enden zu lassen

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Zwei-Richtungs–Radweg mit Bushaltestelle ‘SLOW’  – Werbung verbirgt jeden..

 

 

Vor dem mehrfach ausgezeichneten Aberdeen Maretime Museum, das schon alleine eine Reise nach Aberdeen wert ist – mit dem Rad, wenn man schon mal in Schottland ist –  wurde ein breiter Streifen rötliches Pflaster zum Fahrradweg gewidmet und dem Pflaster daraufhin das ‘Kopfstein’ abgeschliffen.

Für die Steigung vom Hafen zur Prachtmeile sicherlich ein deutlicher Gewinn an Haftung und Rollkomfort – besonders bei Regen.

Oben angekommen wird man allerdings freundlich darauf aufmerksam gemacht, dass der Weg jetzt zu Ende ist, und man doch bitte absteigen soll.

 

 

 

 

Nicht absteigen, aber immerhin etwas langsamer soll man hier fahren:

Auf einem Bürgersteig, auf dem in beiden Richtungen Rad gefahren werden soll, werden Radfahrende durch Fahrbahnmarkierung ‘SLOW’ aufgefordert langsamer zu fahren.

Die Seitenwände des Bushaltestellenhäuschen sind eben wichtige Werbeträger. Liegt ja nicht jedem ein Hund zu Füßen.

Radstation am Bahnhof

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Fahrradständer am Hauptbahnhof von Münster/Westfalen – eine Stadt mit 38% Radverkehrsanteil im Modal-Split

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An Fahrradständern sollten Fahrräder stehen (50m vom Aufnahmeort des oberen Bildes entfernt)

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Einfahrt zur Radstation Münster (weitere 50m entfernt)

Oh, dachte ich, das sind aber viele Fahrräder auf einem Fleck. Bei genauerer Inspizierung dachte ich weiter: da ist aber eine Menge Schrott dabei. Und für Wuppertal am Hang schon mal ein Großteil unbrauchbar. Keine oder unzureichende Schaltungen und Bremsen die mich bergab nicht stoppen würden. Das Gros der Räder hat einen Wert von unter 100 EUR. Fahrräder, die in Wuppertal ernsthaft im Pendelverkehr genutzt werden könnten, sind teurer. Wer kein Geld dafür anlegen möchte, dem empfehle ich Roller. Die nehmen auch im Bus nicht übermäßig Platz weg.
Das simulierte Bauwerk ist deswegen ein Hochregallager, weil der Grundwasserspiegel höher sein dürfte als hier. Außerdem ist der Abstellerfolg weithin sichtbar und wirbt für diese diebstahlsichere Alternative.
Solch eine Radstation ist natürlich auch in Vohwinkel wünschenswert – oder in der Mitte der Nordbahntrasse, wobei ich für den Ort auch schon nach einer trassennahen Überwinterungsmöglichkeit für Fahrräder gefragt wurde.

Fahrrad kann auch im Schnee gefahren werden. Ich habe sogar eigene Bilder davon.

Erlangen

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Kleines Lastenrad des Universitätsklinkum Erlangen

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Vor jedem Wohnblock der Siedlung ein Fahrradunterstand

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Schiebende Radfahrerin auf Straßenbrücke bei der technischen Fakultät

Wenn ich in anderen Städten als Wuppertal bin, lege ich inzwischen ein Augenmerk auf die Radfahrkultur und -Infrastruktur. Sei es in Münster oder in Aberdeen.

Diesmal war ich in Erlangen, eine pfannkuchenflache Stadt mit 33% Radverkehr. Der Uni-Campus war voll mit Rädern und Fahrradständern, auch in der Stadt gab es Fahrradabstellmöglichkeiten in Hülle und Fülle.

Ein kleines 20″-Lastenrad des Uni-Klinikums fand ich natürlich super – privat genutzte Lastenräder sah ich jetzt nicht, aber ein paar aktiv bewegte Kinderanhänger. Pedelecs waren sehr selten, Joey’s-Pizzabote fuhr mit einem – und vor dem Theater standen abends ein paar.
Wozu braucht es denn auch elektrische Unterstützung in Erlangen? Nicht für die “Steigungen”, denn die sind so rar gesäht, dass die Fahrradfahrenden entweder für ein kurzes Stück in den Wiegetritt verfallen, oder direkt kapitulieren und schieben.

Schieben … ich weiß nicht, wann ich mein Rad das letzte Mal irgendwo hochgeschoben habe. Das gehört nicht in mein Verhaltensrepertoire als Pedelec-Nutzer in Wuppertal.

Wuppertal hält deutlich längere und steilere Strecken für Radfahrende bereit als Erlangen. Um hier in Wuppertal auf einen ähnlichen Modal-Split zu kommen, sollte nicht von der Leistungsbereitschaft von trainierten 20-40jährigen ausgegangen werden.

Regensburg

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Radabstellanlage an der Südseite des Bahnhofs

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Hinweistafel “Geisterradler gefährden”

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Pizza-Service mit Pedelec – wie in Erlangen, Hamburg …

Wenn ich in anderen Städten als Wuppertal bin, lege ich ein Augenmerk auf die Radfahrkultur und -Infrastruktur. Sei es in MünsterAberdeen oder Erlangen.

Diesmal hatte es mich nun nach Regensburg verschlagen, eine adrette Stadt an der Donau – und damit in ein Urstromtal, von dem jetzt nicht so die hohe Reliefenergie zu erwarten ist. Daher war auch erwartbar mehr Fahrradanteil im Verkehrsaufkommen als in Wuppertal – im Klartext: 23% Radverkehr im Modalsplit.

Und der Umwegeempfindlichkeit des Radverkehrs wurde dadurch Rechnung getragen, dass die Fußgängerzone – nach Erprobung –  freigegeben wurde. Wuppertal ist da auch im übertragenen Sinne meilenweit von entfernt.

Damit das nicht so bleibt, und Wuppertal in Richtung Stadt des Umweltverbundes weitergetrieben wird, widmet sich das Barcamp Offene Kommunen.NRW
in der Wuppertaler VHS dieses Jahr dem Themenschwerpunkt „Verkehr“ –  also wie mit den Werkzeugen des Open Government in Kommunen zukunftsfähige Mobilität gestalten werden kann.

Anmeldung läuft

Ich schau mir derweil Anfang November eine ganz andere Stadt an 😉

Cluj Napoka

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Die Antwort auf die Frage, ob Kettenschaltung bei Leihrädern so die gute Idee ist

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Fahrradständer, Radweg, Auto-Verkehrsinfarkt

In schmaler Straße entgegenkommende Fahrzeuge

Metallpfosten zur Abtrennung der Fahrbahn

Nach Erlangen und Regensburg nun geht es nun weiter Richtung Osten. Rumänien ist jetzt nicht das Traumland zum Fahrradfahren, oder überhaupt zur Benutzung der Straßen.

Bei einem Modal-Split, in dem nicht mal der Radverkehr separat ausgewiesen wird, freute ich  mich dann doch über die Existenz eines Fahrradverleihsystems. Und wo ich grade beim Leute-Gucken war: die Leihräder werden sogar genutzt.
So wie es auch die Warnwesten- und Helmträger gibt, oder auch die Hipster, die auf sündhaft teuren Rädern mächtig Eindruck schinden – also bei mir zumindest. Allerdings muss ich hier anmerken, dass meine von mir in 4 Tagen wahrgenommene Anzahl von Radfahrenden in Cluj bei etwa 30 liegt. Und das mit den 1% Fußgänger im Modalsprit kann nicht stimmen… das müssen mehr sein – oder die Erhebungsmethode ist eine andere.
Denn während der Verkehr (samt Taxen) meist stand, waren gefühlt viel mehr Menschen “auf den Straßen” als in Wuppertal,  wo 15% zu Fuß Gehende ausgewiesen werden.

Dafür sind die zu Fuß-Gehenden in den schmalen Straßen dann auch baulich von der Fahrbahn getrennt. Dass Farbe zur Disziplinierung von Autofahrenden nicht ausreicht, ist jetzt keine neue Feststellung, sondern in Rumänien betonierte Praxis.

 

Darmstadt

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Pedelec mit Kinderanhänger vor Kindertagesstätte

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Fahrradverleih durch die DB an der h_da

Allmählich mache ich mir einen Spaß daraus, in anderen Städt nach dem Radverkehr zu schauen und ihn mit den Möglichkeiten, die Wuppertal für diese Art der Fortbewegung bereithält, zu vergleichen.
Um die besuchten Städte eher auf einen Blick zu haben, habe ich jetzt eine neue Kategorie “Städtereise” eingeführt.

Diesmal war ich nun in Darmstadt, eine Stadt, in der natürlich auch eine vitale Szene besteht, die die Verkehrswende vorranbringen möchte – so weit identisch mit Wuppertal. Aber ein paar Sachen sind dann doch schon weiter: Ich habe das erste Mal ein Pedelec mit Kinderanhänger vor einer Kindertagesstätte abgestellt gesehen! In Wuppertal bin ich in “meiner” Einrichtung auch nach 5 Jahren der einzige, der seine Kinder mit dem Fahrrad bringt. Und diese Kombination Pedelec/ Kinderanhänger halte ich immer noch für sinnvoller, als für die kurze Zeit der passiven Kindermobilität mit einem Lastenrad den Dispo zu überziehen. Aber Lastenräder haben natürlich auch einen Platz in der Nahlogistik in Darmstadt: DHL läßt mit einem Bullitt-Elektro-Lastenrad ausfahren.

Darmstadt hat schon seit über zehn Jahren eine Fahrradstation am Hauptbahnhof – und ich glaube nicht, dass da sonderlich Widerstand von Seiten der Radfahrenden Darmstadts zu verzeichnen war … naja, jeder Jeck ist anders.

Anders ist natürlich(?) auch die Wirtschaftlichkeitsberechnung eines Fahrradverleihs. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es den großen Anbietern nextbike oder Call-a-Bike entgangen sein dürfte, dass in Wuppertal ein Verleih quasi konkurrenzlos – abgesehen von den “homemade” Angeboten an der Nordbahntrasse – sein dürfte. Ach, es gibt da ein Problem mit der Topologie im restlichen Teil von Wuppertal? Tja, da könnte ja ein Verleih von Pedelecs sinnvoll sein – schade, dass die von den großen Herstellern angebotenen Pedelecs, die ausreichend stabil für den Verleih sind, keine oder nicht wuppertaltauglichen Schaltungen eingebaut haben. Das verhagelt dann auch den ROI, wenn die Räder nicht unter €2.100 zu bekommen sind. Vielleicht kommt da ja doch noch was 😉

 

 

Warburg

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Warburg-Altstadt – Markt- Parkplatz

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Was verbringt sich hinter der blauen Klappe?

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Irgendwie ist die Abstellsituation überall gleich bescheiden

Die Provinz mal wieder – stellt einfach an einem zentralen Ort eine öffentlich zugänglich und kostenfrei zu nutzende Ladestation hin. Gibt es auch in Wuppertal! Ja. In der Peripherie – und vielleicht da nicht in der Version “Felgenklemmer”.

Wer also demnächst mal den Diemelradweg abfahren möchte und Angst um die letzten Prozente in seinem Akku hat – bitte schön: kurz mal zum Altstädter Markt, da beim Altstadt-Cafe rein und den Akku draußen laden lassen.

Ich betrachte ja alles aus der Sicht eines Berufspendlers, der seine  15km Anfahrt hinter sich bringen muss. Dafür reicht für den Hin- und Rückweg eine Akkuladung. Und als mein Akku anfing zu schwächeln, war ich meinem Arbeitgeber dankbar, dass ich dort auch meinen Akku aufladen durfte.

Klar ist es schön, dass es jetzt überall Steckdosen gibt, aber ich plane solche Stationen nicht in meinen Alltag ein. Zum einen weil mein Akku für seinen Zweck ausreichend dimensioniert ist – wenn ich länger als eine Zeitstunde pendeln müsste, würde ich entweder das Fahrzeug oder langfristig die Arbeitsstelle oder den Wohnsitz ändern – zum anderen, weil ich meinen Akku abnehmen kann.
Mit Elektronen gefütterte vierrädrige Kraftfahrzeuge brauchen viel dringender eine Ladeinfrastruktur. Ohne die läuft tatsächlich nichts.
Und die Motivation dennoch solche Stationen aufzustellen? Als Stromverkäufer würde ich natürlich auch versuchen, möglichst viele Menschen von mir abhängig zu machen, nur – die verbrauchten Kilowattstunden werden nur ein Bruchteil dessen ausmachen, was an einer Tankstelle in Kilowattstunden-Äquivalenten in die Tanks gekippt wird.

Linz

Modal-Split ausgewählter österreichischer Städte

Modal-Split ausgewählter österreichischer Städte (Quelle) in Anlehnung an diese Grafik deutscher Städte

In Donau-Nähe Radwege und Haltgriffe an Ampelmasten

Noch nicht fest verankert, aber schon genutzt…

Tu felix Austria. In Österreich ist es legal, 600 Watt elektrisch in ein Fahrrad zu stecken – und es bleibt juristisch ein Fahrrad. In Österreich gibt es wohl mehr Berge und damit verbunden auch Steigungen. Da kann manch ein Lastenradler hierzulande nur leise wimmern – oder manipulieren. 250 Watt sind nicht ausreichend, hier in Wuppertal ernsthaft Lasten die Hänge hoch bewegen zu wollen. Aber bevor ich mich wiederhole, könnte daraus ja eine Initiative erwachsen, mehr Watt legal auf die Kette zu kriegen.

Linz selbst hat, trotz ebensolcher Donautal-Lage, nicht die gleiche Fahrradkultur wie Regensburg. Im Modalsplit werden nur 7% der Wege auf dem Rad bewältigt. Das ist immerhin fast 5-mal mehr als bei der letzten offiziellen Zählung in Wuppertal 2011.

Das könnte natürlich nicht nur an den naturräumlichen Gegebenheiten liegen, sondern auch mit der Industrialisierung mit Schwerpunkt auf Zulieferer der Automobilindustrie – etwas was in Regensburg fehlt. Von der Lederhose zum Laptop geht es halt deutlich einfacher, wenn keine Struktur zum Wandeln da ist. Und in Beton und in (Beton-)Köpfe gegossene (Verkehrsinfra-)Strukturen gibt es in Wuppertal reichlich.
Aber auch in Linz ist die Fixierung auf das Auto ähnlich:

Alles, was länger ist wie das Auto, wird gefahren.

Patrick G. (28) aus Linz

München

Radl-Hauptstadt München. Das Verschrottungsregime der Stadt München würde auch mal der Fahrradstadt Münster in Westfalen gut stehen. Zwei von drei der dort am Hauptbahnhof abgestellten Fahrräder könnten so nach 4 Wochen sofort in die Presse wandern. München ist da einfach aufgeräumter. Und natürlich Wuppertal, wo ohnehin keine Fahrräder stehen – nicht einmal in den für sie bereitstehenden Ständern.

Fahrräder finden in Wuppertal überhaupt nicht statt. Das spart Schilder wie “hier keine Fahrräder abstellen” an Hauswänden oder “Radfahrer bitte absteigen” in Tiefgaragen-Einfahrten.

Es gibt in München sogar konkurrierende Fahrradverleihe, Touristentouren auf Fahrrädern und städtische Zuschüsse bei der Anschaffung von Pedelecs. Also Nachfrage, die von mehreren Marktteilnehmern bedient werden kann, Nischenlösungen für gute Geschäfte mit Ortsfremden und politischer Wille, der Geld in die Hand nimmt.

Wobei ich ja auch mal wieder ortsfremd war – und ich mir trotzdem kein Fahrrad geliehen habe. Ich orientiere mich da eher an S/U-Bahn, Tram und sogar Buslinien, als dass ich mir ein Fahrrad leihe. Sogar in Düsseldorf leihe ich mir kein Fahrrad am Hauptbahnhof, wobei ich da sogar wüsste, wo ich herfahren müsste, um zum Ziel am Carlsplatz zu kommen. Ich hab ja noch die VRR-Fahrkarte für den ÖPNV in der Hand, wenn ich am Bahnhof ankomme, da fahre ich natürlich mit der Straßenbahn weiter und lauf dann noch ein Stück. Mit der neuen Wehrhahnlinie nun auch nicht mehr.

 

Berlin

Fahrradabstellbox

Running gag in meinem Blog, seit einer mal über “diese bescheuerte Düsseldorfer-ADFC-Idee” geschimpft hatte, als es um die Errichtung von Fahrradgaragen ging

Volksentscheid Rad – das ist das Erste, das mir in den Sinn kommt, wenn ich an Fahrradfahren in Berlin denke. Und, wo ich da war, direkt sage: Ja, in Berlin wird Rad gefahren. Und wenn die Fahrradstadt werden wollen, dann sind sie da nicht so weit entfernt, das ist realistisch.

Fahhradfahrer überqueren auf Fahrradfurt

Berlin hat einen formidablen Modalsplit – mit nur 33% MIV (Wuppertal 65%)

Mann sitzt im Berliner Hinterhof vor Fahrrad

So schön: Hinterhof-Idylle: meditative Fahrradbeschraubung

Wuppertal.

Ich lass das mal so stehen. Berlin hat Endmoränen-Charakter. Das heißt, in der Eiszeit wurde die Fläche von mehreren Gletschern so glatt gelutscht, dass Höhenmeter keine bekannte Einheit für Radfahrende in Berlin ist. Da brauche ich keine Skipisten-Deklaration auf beliebigen Straßen.

Was mir im Gegensatz zu Münster auffiel war, dass keine Schrotträder rumstanden. Das taten sie auch in München nicht, aber ich nehme an, dass die Entsorgung von abgestellten Fahrrädern privat und illegal organisiert wird. So hat jeder was davon. Ich nicht, ich habe mich mal wieder nicht auf Leihrädern für 10€ pro Tag, oder mit dem LIDL-Bike sondern mit der U-Bahn fortbewegt. Da hab ich festgestellt, dass es schon cool ist, wenn man ein Fahrrad mit Platten einfach so durch die Stadt bewegen kann und nicht auf die Hilfe anderer angewiesen ist.

Aber macht nicht grade die direkte Interaktion mit anderen den Reiz des Radfahrens aus?

München und Leihräder

3 hübsch aufgereihte O-Bikes mit Schnee

Direkt vor dem Hauptbahnhof – 3 hübsch aufgereihte O-Bikes (Wanderräder wie RadUp!)

MVG-Fahrradverleihstation

Am Königsplatz (700 m entfernt vom 1. Bild) – Ausleihstation der Münchner Verkehrsbetriebe – solche festinstallierten Ladestationen braucht sigo in Wuppertal

Fahrrad (O-Bike) beschädigt an Hauswand

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite im Gebüsch – ein Fall für radlramadama

Mein Erstkontakt mit den O-Bikes in Neubiberg ist schon ein halbes Jahr lang her. Damals war von einem Tag auf den anderen der Stadtteil mit O-Bikes zugepflastert worden. Im Abstand von 25 – 50 m standen die silbernen Räder in den Straßen und Wegen.
Diese Art der Überschwemmung mit primitiven Fahrrädern ist keine Option für Wuppertal – außer die Räder könnten am Hang stehen. Jede halbwegs ebene Fläche ist jedoch ein Autoparkplatz und der Fußweg daneben so schmal, dass bei Abstellen eines Rades nicht von “Behinderung” sondern von “Blockierung” gesprochen werden müsste.

Fahrradverleih ist ohnehin keine Option in Wuppertal – außer an der Trasse. Selbst das Radhaus am Hauptbahnhof bekommt nur Abstellflächen für Bestandsräder.

Aber es tut sich wieder was beim Pedelec-Verleih. Auch in Wuppertal gilt, was in der DDR galt: Privatunternehmen agieren durch ihre “persönliche materielle Interessiertheit”  effektiver und effizienter.
Das lässt sich auf Vergleich zwischen Fienchen und sigo ganz gut konkretisieren. Während das zweite kostenlose Lastenrad mit E-Motor und sein Unterstand seit 2 Jahren in der Mittelaquisition herumdümpeln, plant sigo jetzt immerhin mit echtem Geld und > 700 Rädern.
Ich bin gespannt, wie die extra für den Verleih entwickelten Räder aussehen und wie groß die kleine Kiste ist. 100% Unterstützung permanent … von wem haben sie das bloss?

 

Karlsruhe

Dächer Karlsruhes vom KIT Senatssaal aus fotografiert

Karlsruhe ist flach. FLACH. FLAAACH. Hier wurde das Laufrad von Herrn Drais erfunden. Es ist FLAAAAAAAAAAAAACH

 

Tu felix austria Karlsruhe. Modalsplit der Stadt Karlsruhe: zu Fuß 24,4%, Fahrrad 24,5%, ÖV 16,7%, MIV 34,4% (Quelle). Das ist in etwas das,  was sich das Wuppertal Institut für die Stadt Wuppertal auch vorstellt und wovon Wuppertal sehr weit entfernt ist. Aber auch in Karlsruhe können sich Menschen eine Verkehrswende vorstellen – eine Wende zum Besseren

Zwar herrschen auch in Karlsruhe nicht ständig eitel Sonnenschein, aber ich habe in Karlsruhe auch bei Regen aktive Alltags-Radfahrende gesehen. Anmerkung für Lesende außerhalb Wuppertals: die gibt es in Wuppertal fast gar nicht. Wer einen sieht, darf ihn behalten – nein, nicht überfahren.

Pedelecs sah ich in den zahlreichen öffentlichen Fahrradständern fast gar nicht. Immerhin gibt es einen Pedelec-Verleih für 2 € pro 30 Minuten. Das ist etwas teurer als sigo, mit den 4,5 € je 90 Minuten. Aber dafür zahlreiche Räder mit Anhängerkupplungen und mehrere Anhänger in Bewegung. Die Entwicklung von 2005 bis 2012 hätte nicht stattfinden können, wenn nicht  die naturräumlichen Grundlagen ohnehin radverkehrfreundlich gewesen wäre. Und das heißt: Karlsruhe liegt in der Rheinebene und ist platt wie ein Pfannekuchen. Und noch eine Parallele zu Münster/ Westfalen ist mir aufgefallen: beide Städte sind “Verwaltungshochburgen”, kaum Industrie, dafür jede Menge Bürojobs im öffentlichen Dienst. Das schlägt sich auch im Eigensinn einer Stadt nieder.

 

Kendal

Links abbiegen erfordert nach 20 m einen sehr kleinen Gang

Ist das die vielbeschworene Infrastruktur, die den Radverkehr nach vorne bringen soll?

Wheelie mit einem Mountainbike

Vergnügen der Dorfjugend auf einem Spielplatz

Fahrraständer in Kendal City Center

Vollauslastung – mit Pedelecs und Mountain Bikes

Willkommen im südlichen Lake District. Noch bin ich dorthin gekommen, ohne ein Visum haben zu müssen – also, wer das neue Museum am Windermere noch anschauen möchte, ohne Visum zu beantragen zu müssen: bis Ende März 2019 ist es wohl auf jeden Fall noch möglich. Also: auf ins Freilicht-Museum Lake District! Nicht so ein kleines, wie das hinter Hagen, Lake District ist ein ganzer Landstrich mit eingefrorener Infrastruktur. Das hat Auswirkungen auf den Überlandverkehr – Wenn zu beiden Seiten die Fahrbahneinfassung jahrhundertealte Steinmauern sind, macht das Radfahren besonders viel Laune – wenn die Wegführung mal explizit für Radverkehr hinter der Mauer ist – sonst darf zwischen SUV und LKW mit traffic jam vom Feinsten gerechnet werden. Begegnungsverkehr ist nervig bei der Verkehrsdichte – und die ist ganz erheblich. Dazu kommt, dass in der letzten Zeit die Autos in die Breite gewachsen sind und ganz gewiss nicht die Straßen im Lake District.

Nunja, die aufgemalten Flächen auf den Fahrbahnen im Stadtkern haben nicht zu einem Run auf die Fahrräder im Alltag geführt. Auch mit unterstützender Plakat-Werbung tat sich da wenig.

Der Charakter des Freilichtmuseums wird noch dadurch unterstützt, dass Touristen aus aller Herrn Ländern die Ausflugsboote, Dampfzüge und Burgen besetzen. Der Keim dieses konservativen Landschaftsbildes ist in einem Hasen zu suchen. Die Erfinderin von Peter Rabbit ist gleichzeitig die Gründerin des Denkmalschutzes auf der Insel und liebte ihren Landstrich so wie er war. Also konservativ gerne, aber schade, dass die englischen Autos nicht weithin so schmal geblieben sind.

Ach so: und ich glaube, ich habe den Regenwald der gemäßigten Breiten gefunden – also kein Wunder, dass das Lake District heißt. Keine Regenkleidung mitzunehmen ist eine sträfliche Unterlassung – oder einfach blöd – genauso wie in Wuppertal.

Wuppertal

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Tja, ein Beitrag in der Kategorie “Städtereisen” und dann ist das meine Heimatstadt Wuppertal – da fehlt mir ja so ein bisschen die Distanz. Auf die Idee eines Artikels mit Außensicht bin ich gekommen, als ich mit einem Team-Mitglied des KLAK-Fahrradkinos in Wuppertal unterwegs war. Während ein anderer Teil des durchreisenden Teams vor der Kamera saß, hab ich meinen verwandtschaftlichen Grad genutzt, um eine Freiburger Studentin zu überzeugen sich auf die Mighty-Mint zu setzen und eine Runde ums Wuppertal zu drehen.

Die Vorbehalte gegenüber Pedelecs kenne ich ja schon:

Zu Hause bin ich mal das Pedelec von meinem Papa gefahren – ich brauche so etwas nicht.



Die Runde beginnt bei der Ladebühne im Westen und verlief entgegen des Uhrzeigersinns – nach kurzer Fahrt war stießen wir auf die Brücke am Thurn. Die Verwunderung fand Ausdruck in den Worten:

Wo kommt denn auf einmal diese Brücke her?

Die verbindet einen durch diese Autobahn-Schneise zerteilten Stadtteil: Sonnborn.


Die Schwebebahn hängt aber tief, ich hab mir das viel höher vorgestellt. Aber klar, sind ja unten keine Räder dran…



Nachdem wir das Zoo-Viertel durchquert hatten, gelangten wir zum Schwarzen Weg, der ein besonderes Talpanorama bietet:

Boah, ist das grün!

Ja, das liegt daran, dass so viele Flächen so steil sind, dass kein Haus darauf gebaut werden konnte und sich jetzt an den steilen Hängen die Vegetation breit macht.



Nach der Fahrt durch die Weidenstraße

Die Straßen sind schlecht.

Jo, Wuppertal ist pleite. Die haben nicht mal Geld für Fahrbahnbeläge.



Auf der Pfalzgrafenstraße sah ich, dass ihr Gesicht etwas stärker durchblutet wurde …

Du kannst die Unterstützung ruhig höher stellen, du brichst dir hier wirklich keinen Zacken dafür aus der Krone.



 

So eine Tour wüsste ich nicht in Freiburg zusammenzubekommen, das geht hier ja nur durch Wohngebiete und gar nicht längs irgendwelcher Hauptverkehrsadern!



Am Toelleturm haben wir dann bei Creme Eis gegessen. Und während ich mich umschaute, dachte ich mir, Mensch, was für ein Unterschied im Publikum – einmal Creme Eis am Otto-Böhne-Platz, einmal hier oben bei den gebügelten Hemden. Prompt sprach mich ein alter Klassenkamerad an, der mich zwar noch erkannte, ich aber mit der Namensfindung echte Probleme hatte – ja nun, ich bin höchst selten in diesem Viertel und verkehre auch nicht in den Kreisen. Und die in Wuppertal parallel existierenden Kreise, Blasen oder Welten haben kaum Schnittmengen – sie scheinen für mich berührungsfrei nebeneinander zu existieren. Die soziale Disparität, mit der mal am WDG gelebt wurde, ist so erheblich, dass er nicht mal wusste, was aus Helge geworden war, interessiert ja auch nicht, wenn man in Ingolstadt Motoren mitentwickelt und der Ex-Vorgesetzte in U-Haft sitzt. Richtig so.

Später – nach einer wundervollen Abfahrt und einen klitzekleinen Anstieg – waren wir auf der Nordbahntrasse – und die ist dann auch spektakulär:

Fahrradwege mit Tunnel!



Am Mirker Bahnhof habe ich dann Blicke getauscht mit den bekannten Gesichtern – wobei die Frage “Was machst du denn hier?” wirklich unübersehbar in ihnen geschrieben stand.

Naja, habe ich also den heiligen Boden einer Fahrrad-Blase Wuppertals betreten, wobei mich die Uniformität der zahlreich abgestellten Lastenräder schon an ein markenspezifisches Auto-Treffen erinnert hat. Früher Opel, heute Bullitt – wer dazu gehören möchte, braucht eben ein solches.
Und so fand ich das KLAK-Kino eine nette Unterhaltung für diese Blase, es war ein Eulen-nach-Athen-Tragen, Filme über Nachhaltigkeit Menschen zu zeigen, die sich ohnehin schon mit dem Thema auseinandergesetzt hatten. Gut, im Nachgang wurde auch jenseits von Facebook auf das Event hingewiesen.
Statt im ewiggleichen Milieu zu fischen, wäre ein solches Event vielleicht mitten in Cronenberg besser aufgehoben gewesen? Oder am Robert-Daum-Platz? Da wo es auch Autofahrende sehen? Oder auf dem Parkplatz irgendwelcher Einkaufsmärkte, die außerhalb liegen?
Vielleicht ist so eine Aktion dann sinnvoller, wenn es früher dunkel wird.

Aufgebocktes Hinterrad mit Generator

10 im Halbkreis vor der Projektionswand platzierte Fahrräder dienten als Generatoren – hoch drehen und dabei nicht vom Fleck kommen – Pedelec mal andersherum

Ich war der einzige, der nach einmal Mitstrampeln zum für die Technik Zuständigem gegangen ist und das von der Vorbemerkung abweichende Farbschema der individuellen Leistungsabgabe je aufgebocktem Fahrrad bei der Haupt-Projektion angemerkt habe. Lag wahrscheinlich daran, dass jemand aus dem KLAK-Team eine angeheiratete Cousine von mir ist, sonst wäre mir auch diese ganze Kino-Nummer komplett am Arsch vorbeigegangen.

Mainz wie es stinkt und kracht

Lastenrad von GLS mit Kofferaufbau

Der Fortschritt … sieht für mich aus wie eine Schnecke … mit Häuschen

Ölflecken auf Verbundpflaster

Aus 4 PKW-Stellplätzen werden 24 Fahrradstellplätze – die Ölflecken bleiben.

Fahrräder liegen um Hinweistafel

Abstellsituation am Mainzer Hbf

Sorry, aber wo mit “mainzigartig” Fahrradverleihsysteme beworben werden, wird das Kalauer-Niveau meiner Überschrift auch ausgehalten werden können.

Eigentlich stinkt ja jede Stadt nach Auto – und ist voll des Motorenlärms. Aber Mainz hat ein Plus von 8,4% beim Radverkehr von 2008 auf 2016 zu verzeichnen – auf 17% im Modalsplit. In der Kurzversion des Berichtes heißt es dann:

Das Fahrradvermietsystem MVGmeinRad ist offenbar ein fester Bestandteil im Verkehrsverhalten der Mainzerinnen und Mainzer geworden.

Da kann ich als Wuppertaler nur staunen. Dass der WSW es schaffen könnte auch nur einen Parkplatz für eine Fahrradausleihstation opfern lassen zu können – erscheint mir illusorisch.

Ein wenig tröstet mich ja doch die katastrophale Abstellsituation am Hauptbahnhof – aber auch das täuschte mich, denn es gibt in Wirklichkeit viel mehr Plätze. Die paar sichtbaren Räder erinnern eher an Wuppertal, als an Münster. Und auch die Möglichkeit einen Fahrradpavillion aufzustellen … traumhaft!

Ich hoffe, dass Mainz nicht einzigartig bleibt – und zum Glück ist “Keiner wie wir” – wäre ja auch schade für den Rest.

Hannover

Umgedrehtes Leihfahrrad am Bahnhof

Chinesischer Fahrradverleih – diesmal Mobike – gibt es nicht in Wuppertal

Gut belegter Fahrradständer

Zufällig als Beispiel ausgewählter Fahrradständer vor einem Wohn-/ Geschäftshaus – gibt es nicht in Wuppertal

Müllcontainer die im Kreis stehen

Platzprobleme – na immerhin die gibt es auch in Wuppertal

Fahrradstadt Wuppertal. Ich komm aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus. Wie schön ist die Teller-Innenansicht doch bloss und der Rand ist so hoch… Wuppertal hat ein Konzept bekommen. In dem steht allen Ernstes: “Nicht zuletzt dadurch hat Wuppertal in der Außenwahrnehmung einen großen Imagegewinn erfahren und wird als „Fahrradstadt“ gesehen.”

Das nenne ich selbstbesoffen. Na, immerhin hat es ein Radverkehrskonzept auf die Website der Tagesschau geschafft.

Hannover hat auch ein Aktionsprogramm für mehr Radverkehr. Oder sollte ich schreiben – noch mehr Radverkehr? Im Modal-Split 2014 waren immerhin 19% der Fahrten Fahrten mit dem Fahrrad.

Da will das Wuppertalinstitut mit Wuppertal auch hin. Nur der Weg dorthin ist teuer:

https://twitter.com/dirk_lotze/status/1113102271334834176

Diese “Einsteigerstadt” hatte beim letzen Mal Modal-Split-Messen eine 1 beim Radverkehrsanteil vor dem Komma. Und nur eine 1. Und positives Denken “Wuppertal wird Fahrradstadt” reicht eben nicht. Sondern nur: Auto weg und Fahrrad fahren. Und wer kein Auto hat(te) kann halt nicht mitdazubeitragen.

Wiesbaden

Fahrradstraße quert Ringstraße

Infrastruktur nicht erst seit gestern.

Abgestellte Fahrräder auf dem Bahnhofsvorplatz Wiesbaden

Bahnhofsvorplatz mit deutlich mehr Stellfläche als in Wuppertal – gibt trotzdem zu wenige Fahrradbügel

Mietrad der Stadtwerke Wiesbaden

Auf diesem Gepäckträger möchte keine Person mitgenommen werden

Wiesbaden ist beim ADFC-Klimatest immer auf den hinteren Plätzen. Liebe Wiesbadener – kommt mal nach Wuppertal, vielleicht ist Wiesbaden dann nicht mehr ganz so schlecht.

Als ich mich nach öffentlichen Verleihsystemen für Pedelecs kündig machte – so um 2012 – gab es von der Deutschen Bahn ein Angebot in Wiesbaden. Aber durch die beginnende Marktsättigung mit Pedelecs schließen ja auch bei anderen Anbietern schon die ersten Stationen wieder.

Als ich nun durch Wiesbaden schlenderte – denn schneller kann ich mich mit kleinen Kindern im Schlepp nicht bewegen – fiel mir auf:

1.) die von den Stadtwerken angebotenen Leihfahrräder werden tatsächlich genutzt
2.) sich als Familie ohne eigenes Auto durch eine Stadt zu bewegen ist mindestens selten, wenn nicht ganz und gar ungewöhnlich. Eigentlich hat man in einem Bürgerkäfig zu sitzen – zumindestens in meiner sozialen Schicht.
3.) es gibt zu wenige Fahrradabstellbügel, auch wenn diese vom Design her im einzelnen ganz chic sind und nach zuviel Geld im Landeshauptstadtsäckel riechen –
4.) Wiesbaden hat im Gegensatz zu Wuppertal noch eine Bergbahn und im Kletterwald Seilbahnen – die allerdings nicht barrierefrei sind. Apropos Seilbahn –
ich bin gespannt, ob die Website “Seilbahn2025” noch vor 2025 abgeschaltet wird.

Wien

Roller an Ständer angeschlossen

Ein Bild aus der Steilkurve der Verkehrswende

Elektroroller auf Fahrradwegen

Menschen auf Elektrorollern – beachte bitte auch die Markierungen auf der Verkehrsinsel

Bodenmalerei

Fairness_Zone – schön!

Lebenswerteste Stadt der Welt – das 8. Mal in Folge – das ist Wien. Und ich war da und und kann nur sagen: ja!

Die SUV-Welle ist noch nicht über diese Stadt hereingebrochen und es sind viele Menschen auf zwei Rädern zu sehen.

Gut, die topografische Reliefenergie in so einem Flusstal ist jetzt vernachlässigbar – ich musste ja nicht den Kahlenberg hinan. Hinan ist jetzt auch so ein Wort, dass ich von alten Platten habe – in diesem Falle von denen von Georg Kreisler, dessen Lieder mich durch Wien begleiteten.

Die Infrastruktur für Radfahrende ist beeindruckend und die Dichte des Verkehres auf der Infrastruktur ebenfalls. Als ich jemanden ansprach, wie denn nun klar wäre, wann wo wie gefahren oder bei einem Halt aufgestellt werden müsste, meinte er nur, er wisse auch nicht, wie die Österreicher das immer hinbekämen.

Was mir noch aufgefallen ist, meine Nase stolperte über zwei Sachverhalte, an deren Abschaffung ich mich schon gewöhnt hatte – Zigarettenrauch in Gaststätten und Dieselabgase unterhalb von Euro 4, da es keine “Umweltzonen” gibt. Insgesamt hatte diese gesamte Reise viel zu riechen zu bieten. Und dieses Riechen von frischen Kohlenwasserstoffen ist Reisen mit dem Rad auf jeden Fall wert. Videos kann ich mir anschauen, Texte kann ich lesen, aber Reisen ist zum Riechen da – am Besten auf dem Rad.

Würzburg

Fahrradstellplatz vor dem Hauptbahnhof in Würzburg

So viel Platz steht auf der ganzen Wuppertaler Talsohle nicht für Fahrradständer zur Verfügung wie vor dem Hauptbahnhof in Würzburg –

Fahrradparken in überdachten Ständern

und in Würzburg wird noch einen Schritt weitergegangen und die Räder sogar entfernt vom Bahnhof gestapelt

Lieferwagen auf Radweg

Das ist so drin … geparkt wird auf dem Radweg

Meine Fahrt von Wien führte mich in eine Stadt, die sich die Eltern eines Schwagers für die Jahre ihres Lebensabends ausgesucht hatten. Sie sind nach Würzburg gezogen – das ist noch nicht so krass wie ab dem Moment des Renteneintritts direkt ohne familiären Bezug nach Ungarn zu verziehen, wie es die Eltern einer Klassenkameradin taten, aber – ich denke, sie taten das wohlüberlegt.

Nun ist Würzburg ja jetzt nicht nur für Rentner*innen da, sondern auch für Student*innen, die einen traumhaft ebenen Campus … auf dem Hochplateau nebenan vorfinden. Dass da für das Fahrrad ein Weg hin aus dem Maintal hinauf gebahnt worden ist, kann ich bestätigen, nur die Auslastung war nicht so hoch, dass nicht Handwerker auf die Idee kommen konnten, dort ihr Fahrzeug klassisch abzustellen. Ich bin lieber durch die Weinberge hoch wie runter gefahren, aber ich bin ja auch Gefälle gewohnt – allerdings sollten die omnipräsenten Weinberge nicht als Down-Hill-Strecken angesehen werden – sagte mir ein Eingeborener…

Die Eingeborenen versuchen auch die Verkehrswende zu stemmen und die Stadtverwaltung spricht von der Steigerung des Radverkehrs von 9 % auf 15 % am Modal Split bis 2020 – und das 2012. In der Veröffentlichung findet sich auch die Formulierung “Anteil des Umweltverbundes am inner- städtischen Modal-Split bis 2030 auf 80% zu erhöhen”. Von einem Umweltverbund war in Veröffentlichungen der Stadt Wuppertal 2012 noch nichts zu lesen. Mal sehen, welchen Anteil die Würzburger Radfahrer*innen in diesem Jahr im Modal Split erreichen werden. Bis zur “Fahrradstadt Wuppertal” sind ja noch 5 Jahre Zeit.