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Sicherheitspolster durch Pistolenholster

Die Aufenthaltsqualität auf Wuppertals Straßen sei im eigenen Auto am höchsten.* – Nur, was ist zu tun, wenn ein Auto nicht im eigenen Besitz ist?

Wie kommt man morgens im Berufsverkehr unbeschadet von einer Talflanke zur anderen – ohne Seilbahn? Nun wäre dieser Blog kein Blog, der sich um das Thema Pedelec dreht, wenn ein Pedelec nicht letztendlich dann das Mittel der Wahl desjenigen geworden wäre, dessen Erfahrungen ich hier teilen möchte.

Nach Anschaffung eines Pedelecs und den Erfahrungen der ersten Wochen Talfahrt wurde über die nächste Eskalationsstufe der gesicherten Talquerung geflachst: Ein Schützenpanzer müsse her. Mit Goldketten für den starken Auftritt auf der Gathe und Hochstraße. Wobei, für die Anschaffung eines kleinen Panzers in Form eines “Standard”-Kfz haben sich ja schon sehr viele Wuppertaler entschieden.

Diese Wuppertaler fahren mit ihren Autos nicht immer STVO-konform, derjenige, dem hier das alles so auf den Zeiger ging, dass er zu recht drastischen Mittel gegriffen hat, schon.

Etwa bei der fünften brenzligen Situation mit quietschenden Reifen, gereckten Fäusten, lauten Stimmen und fliegender Spucke, wurde  ein Autofahrer sogar handgreiflich. Um sich nicht wieder schlagen lassen zu müssen, wurde die Eskalationsspirale weitergedreht und bei der Polizei ein kleiner Waffenschein beantragt.

Puh, dachte ich, starker Tobak. Aber die Spirale wird sich noch munter weiter drehen –

Inzwischen war das Vorderrad durch eine genommene Vorfahrt unbrauchbar geworden – so wie schon einmal die Ladung auf dem Gepäckträger durch das absichtliche Rammen eines anderen Blechpanzers zuvor – und diesmal entstand sogar ein Schaden statt von 100€ etwa von 300€ auf denen er sitzen blieb, da beide Fahrer Fahrerflucht begingen.

Nun war also der Waffenschein genehmigt worden und die Waffe gekauft – nur wo trägt man so ein Dingen? Mir war das schleierhaft, aber ein bisschen im Internet gegründelt und für die erstandene, genehmigte Pistole wurde ein dick auftragendes Holster für das Tragen an der Hüfte gekauft.

Der Effekt war verblüffend, drastisch, umhauend. Könnte auch noch mit dem dazu erstandenen Marine-Pullover zu tun haben, der, wenn jemand wieder drängelte, kurz gelupft wurde und der Blick auf den Holster frei wurde…

Im weiten Abstand überholt – auf Vorfahrt verzichtet – nie mehr geschnitten. Autofahrer scheinen die Ausbeulung schon von Weitem zu sehen.

Ich denke, dass man das so machen kann. Für mich möchte ich das aber nicht. Entweder weil ich nicht auf so heißem Terrain fahre, mein Kiez ist da deutlich verschnarchter, oder ich mich daran gewöhnt habe, geschnitten oder bedrängt zu werden. Wenn ich allerdings Vorfahrt habe, fahre ich aber durchaus robust in eine solche Situation rein – genau wissend, dass eine solche Situation auch anders ausgehen kann. Andererseits habe ich mit Kindersitz (mit oder ohne Kind) möglicher Weise auch eine andere Präsenz auf der Fahrbahn.

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich einen Helm beim Radfahren in Wuppertal trage – oder, wie mir meine Nachbarin sagt, etwas verkniffen gucken würde beim Radfahren. Oder, dass ich beim Schulterblick den Kopf immer ganz rumdrehe, da ich eine Brille trage – wer weiß … bisher hat nur einmal jemand aus dem Gegenverkehr getestet, ob sein Fahrer-Außenspiegel stabiler ist als mein linkes Hörnchen (Nein) und beging dann Fahrerflucht.

Manch ein Wuppertaler Radfahrer trägt auch demonstrativ eine Kamera auf seinem Helm – eine gewisse Wirkung auf die Umgebung kann auch ich bestätigen.

Ob nun der Holster mit Inhalt immer noch öffentlich getragen wird, vermag ich nicht zu sagen, das letzte Mal, als ich mich mit dem Menschen darüber unterhielt, meinte er, ok, in der City das zu tragen sei nervig. Er hatte für 2 km 45 Minuten gebraucht, weil ihn wirklich jede Polizeistreife angehalten und kontrolliert hätte. Die Beamten hätten versucht ihm Amtsanmaßung zu unterstellen und einmal sei er dabei auch mit gezogener Dienstwaffe gestoppt worden. Die Jungs seien echt nervös.

Kampfradler

“Da haste Dir aber ein Betätigungsfeld ausgesucht, Radfahrn in Wuppertal.
Das ist wie Skifahren in der Sahara.
Aber Du bist noch nicht zum Wut- oder Kampfradler, oder?”

nlz

Nein. Definitiv nicht. Da gibt es andere.
Klar, man kann sich immer rechts an den Autos vorbeimogeln.
Man braucht nicht nur bei Grün über eine Ampel fahren.

Zeitlich bringt das doch nichts. Und den Stress kann man haben, ich brauch ihn nicht.
Sich gegenüber anderen Vorteile zu verschaffen, indem man absichtlich Regeln bricht – ist das jetzt ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, oder das diffuse Gefühl unterlegen zu sein und nur so zu seinem Recht zu kommen?

Vielleicht kenne ich die Strecken inzwischen zu gut, so dass ich
weiß, wie schnell ich wann sein muss um welche Ampelschaltung
zu erwischen. Und ich fahre, wenn es sein muss, in der Mitte der Fahrspur. Das nur zu meiner eigenen Sicherheit, damit ich a) gesehen werde, b) nicht abgedrängt werde.

Aber Fußgänger beschimpfen, die dröselig auf die Straße laufen …
einmal in der Position des vermeidlich Stärkeren zu sein und dann genau so zu agieren, wie mit einem selbst umgegangen wird – Teufelskreise werden anders durchbrochen …

Ne … Selbstbewusstsein, vorausschauendes Fahren – Empathie mit den Verkehrswegmitnutzern … vielleicht werd’ ich doch langsam alt.

Und inzwischen von Fußgängern beschimpft, dass ich den Autofahrenden doch Platz machen sollte. Wie war das mit dem veralteten Denken?