Morgens losfahren – und auf der Fahrt merken, dass der Hinterreifen Luft verliert. Das Kind war bereits zum Kindergarten gebracht, aber so früh hat ja noch niemand auf.
Kein Schloss dabei, kein Flickzeug … zu weit von zu Hause weg, um wieder umzukehren – also in den sauren Apfel beißen und 3,60 € für das Fahrrad, 2,90 € für die Fahrt von mir von Wuppertal-Vohwinkel nach Wuppertal-Steinbeck – für netto 7 Minuten Fahrtzeit im ÖPNV bezahlen.
Es gibt keinen Werkstatt-Service in Wuppertal der vorbeikommt, also mit dem Bus nach Hause (6,00 € bis zur haustürnächsten Bushaltestelle). Am nächsten Tag wieder 6,00 € bezahlt und Pumpe und Flickzeug mitgenommen, um dann das Rad bei der Arbeit zu flicken. So konnte ich immerhin wieder auf dem Fahrrad zurückfahren. Am nächsten Montag morgen: platt. Wieder geflickt, losgefahren und: tada: platt.
Fahrrad entnervt von der Ehefrau und ihrem neuen Auto abholen lassen, wieder mit der S-Bahn los, 2,90 € fürs Ticket hin, 6,00 € nur für mich zurück. Zu Hause geflickt, abends zu einer Freundin los, heile, morgens los, heile, nachmittags nach 80 % des Weges: platt.
Allmählich beschlich mich das Gefühl, dass meine Fingerkuppendiagnose auf der Innenseite des Mantels wohl nicht ausreichend ist. Denn die Löcher waren klein und immer in einem Bereich des Schlauches, der sich unter der Lauffläche befindet – also wie ein Durchstich des Mantels trotz Durchsticheinlage des Schwalbe Marathons. Beim nächsten Platten wollte ich mir dann die Position des Ventils auf dem Mantel markieren um den Verursacher besser lokalisieren zu können.
Doch so schob ich mich durch die Landschaft – da spricht mich ein Anwohner meines Weges zur Arbeit an, wie weit ich es denn noch bis nach Hause hätte. Ich antworte, dass das wohl noch 2,5 km sein werden. Das sei zu weit, stellt er fest und bietet mir an, das Rad bei ihm zu flicken. Was heißt zu flicken, er gibt mir einen neuen Schlauch und befindet meinen Reifen als zu abgefahren und gibt mir auch noch eine fast neue Decke, die ihm zu wenig Profil gehabt hat, um damit durchs Burgholz zu fahren. Also: sorgenfrei dank neuem Schlauch und Decke mache ich mich auf den Weg nach Hause.
Folgendes bleibt festzuhalten:
- unbekannte Leute regelmäßig morgens am Wegesrand zu grüßen kann zu Hilfe führen
- Seine Hochschulzugangsberechtigung dazu zu verwenden, um in den Genuss eines Semestertickets zu kommen, wie manch anderer
TalRadler, macht sich bei der möglichen aufpreislosen Fahrradmitnahme und NRW-weiter Gültigkeit des Tickets auf die Dauer sicher finanziell bemerkbar. Es wird kein Bürgerticket in solchen Kreisen benötigt, weil das Privileg an das Abitur gekoppelt ist und die Claqueure solches Verhalten goutieren - Vielleicht sollte ich doch einfach wieder Flickzeug in meine Tasche packen oder immer ein Schloss mitführen