Ob ich denn alkoholbedingt meinen Führerschein verloren hätte, weil ich immer Fahrrad fahre? Nein. Ich habe meine Fahrerlaubnis noch als rosa Lappen mit nur einem Stanzsternchen. LKW über 7,5 t darf ich nicht fahren, aber sonst alles, was sich üblicher Weise auf der Straße bewegt. Und da gilt, dass ich das am besten nüchtern tue – wobei ich übermüdet auch als risikobehaftet empfinde. Wie dem auch sei, ich fahre auch im Zustand nach dem Konsum von Alkohol Fahrrad. Ob ich jetzt 1,6 Promille oder weit darüber im Blut habe, weiß ich nicht, interessiert mich nicht, und darüber hinaus auch niemanden. Üblicher Weise bleibt mein Verhalten unter Alkoholeinfluss in etwa gleich wie im nüchternen Zustand, es wird allerdings nichts mehr in mein Gedächtnis abgespeichert. Gut, wer mir zuhört, merkt eine etwas lahmere Zunge, aber dass ich jetzt besonders hemmungslos würde .. Hemmungen davor mich um 3:00 nachts in Düsseldorf auf das Rad zu schwingen habe ich auf jeden Fall nicht – nur am nächsten Morgen kann ich mich dann nicht an den Rückweg erinnern. Das Phänomen der verkürzten Zeit bei der Rückreise könnte ebenfalls mit Alkohol zusammenhängen – mir kommt eine Hinfahrt immer länger vor als eine Rückfahrt.
Grob geschätzt fahre ich etwa ein Mal die Woche alkoholisiert Rad. Bei manchen Autoren finde ich darauf hin eine Einstufung vor – auch meine Hausärztin würde jetzt die Augenbraue hochziehen – bin ich schon bei der Regelmäßigkeit Alkoholiker oder was will dieser Suchtdruck von mir? Nein, in dieser Gesellschaft ist das toleriert. Oder wird mit einem “Dann steigen Sie mal ab und schieben” quittiert. Das war 1999 in Köln, wo ich von 2 Polizisten um Mitternacht angehalten wurde und wirklich betrunken gewesen sein muss. Ja, ich weiß, dass ich privilegiert bin.
Das Fahren eines Fahrrades unter Alkoholeinfluß ist sozial toleriert. Wenn nicht nur ich unterwegs bin, wird auch ein Taxi genommen, das eigene Auto kommt dann für eine Rückfahrt überhaupt nicht in Frage. Allerdings: nach einer geteilten Flasche Sekt läßt es sich noch prima auf der Nordbahntrasse fahren – oder überall da, wo mit wenig Verkehr zu rechnen ist. Was nachts ohnehin der Fall ist – in Wuppertal und seiner Umgebung. Und ich bin echt nicht das Ziel einer anlasslosen, verdachtsunabhängigen Personenkontrolle.
Konsumierter Alkohol während eines 3-stündigen Aufenthaltes nach dem Chat-Verlauf vom Mittag: ca. 63 g
Ich glaub das ist nur Selbstbetrug, wenn man meint, nach ein paar Bierchen könne man Rad-fahren wie im nüchternen Zustand.