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1 Jahr Dokumentation platter Wirbeltiere auf Asphalt

Seit ich einen Maulwurf mit dem mir eigenen Zynismus auf Twitter postete, hat mich das Team roadkill.at eingesammelt und eingeladen auf ihrer Roadkill-Sammelseite meine Funde zu dokumentieren. Es sind viele geworden, obwohl ich mich weitestgehend auf meinen Weg zur Arbeit beschränke. Am Wochenende sammele ich nicht, wo ich wohne, und wo ich arbeite kann ja recht schnell gegoogelt werden, wo ich meine Wochenende verbringe muss ich ja niemanden auf die Nase binden 😉

Also, ich sammelte ja schon vorher – aber nur den – ich sag mal – nicht alltäglichen Roadkill. Ab dem 24. Februar 2014: Eichhörnchen, Waschbär, Ringelnatter, Blindschleiche und Kaninchen – daher konnte ich 16 Funde nachtragen und begann dann vor einem Jahr mit dem quasi täglichen Posten von Funden. Seit dem 5. September 2018 lege ich neben die Funde ein Maßband, da die Größe von Reptilien oder Amphibien sonst nicht mehr nachvollziehbar ist.

Taubenfedern vor Bushaltestelle

Nach Diskussion kein Roadkill-Spot, da unklar war, ob die Taube nicht von einem anderen Vogel gerupft wurde, oder doch ein Anprallopfer wurde.

Irgendwann konnte ich Erdkröte von Kreuzkröte unterscheiden, so viele unterschiedliche Amphibienarten gibt es hier ja gar nicht mehr.

Bilanz erfasster toter Wirbeltiere auf Asphalt zwischen dem 01. Juli 2018 und dem 01. Juli 2019:

93 Amphibien
32 Vögel
22 Säugetiere
3 Reptilien

Manchmal entspinnen sich an den Spots interessante Diskussionen. Das Mitteilungsbedürfnis ist da. Und wenn es um süße kleine Meisen geht, gibt es auf der einen Hand die Diskussion auf Twitter und auf der anderen eine auf der Roadkill-Seite.

Die Liegedauer von Roadkill ist auch sehr unterschiedlich – diese Katze war zum Beispiel nach 6 Stunden nicht mehr nachweisbar. Obwohl so ein großer Fuchskadaver nicht weggeräumt lange liegen bleiben kann. Also hat die Katze jemand weggeräumt – vielleicht aus Scham.

Ich werde auch als “Perverser” bezeichnet, weil ich die toten Tiere fotografiere. Pervers ist, dass die Selbstreflektion der Autofahrenden NULL ist. Oder wenn Selbstreflektion da ist, sie nicht in Handeln mündet, die Klima-, Fauna- und Sozialstruktur-Tötungsmaschine stehen zu lassen und  für die eigene Mobilität umwelt- und sozialverträglichere Mittel zu nutzen. Ein Fahrrad zum Beispiel – oder hier im Bergischen ein Pedelec eben.

Apropos Autofahrende … es besteht ein signifikater Unterschied zwischen der Erfassung in Österreich und der in Deutschland. Die Erlebniswelt Autofahrender scheint in Deutschland die Autobahn zu sein – und in 86% der Fälle allein im Auto sitzend. Die Kultur bei Roadkill einfach den Blick abzuwenden und ihn als unvermeidbar zu bezeichnen – in Australien liegen z.B. einem Menschen Wombats am Herzen. Auch down under wird die Fauna einfach mit dem Auto platt gemacht.

Wuppertal, Hunde und der Auslauf

Hund in Korb auf Gepäckträger

Ob im Korb auf dem Gepäckträger …

Hund schaut aus Hundeanhänger heraus

… oder im Extra-Hundeanhänger …

Auto mit Hundeeinstiegshilfe am offenen Kofferraum

… alles besser als seine Töle in der Familienkutsche zum Ausführort zu bringen

Mit einem Auto wäre ich schneller auf der Arbeit. Das ist ein Fakt. 20 – 25 Minuten pro Fahrt. Viele Menschen fahren mit dem Auto zur Arbeit – nur, was machen Sie mit dieser eingesparten Zeit? Sie kaufen sich einen Hund. Stopp – nicht so schnell… Es werden Hunde von Menschen gehalten, die in der Stadt wohnen, wo kein adäquater Auslauf vorhanden ist. (Eine Lebensphase, sich einen Hund anzuschaffen scheint – in meiner räumlichen Umgebung – zu sein, nach dem die Kinder nicht mehr im Kindergarten sind und die Person, die den Haushalt führt, nicht mehr ausgelastet ist mit Babybrei, Windeln und ständig laufenden Nasen. Also wird ein Fellkind angeschafft. Na gut, steht ja allen frei. Gibt ja auch canideninduzierte soziale Interaktionen mit anderen Altwelt-Nacktnasenaffen.) Nun ist bis zum Auslauf auch ein Weg zurückzulegen  – und bizarrer Weise wird der wieder mit dem Auto zurückgelegt.

These: mit der Zeit, die spare, wenn ich ein Auto benutze, kaufe ich einen Hund um den wieder im Auto herumzukutschieren.

Es gibt es auch andere Möglichkeiten, den Hund in eine Auslaufsumgebung zu bringen: mit dem Fahrrad. Manche Hunde sind so klein, dass sie in Körbe auf Gepäckträgern passen. Wobei – das scheint so ein Frauending zu sein, ich habe noch nie einen Mann in Wuppertal gesehen, der seinen Hund auf dem Gepäckträger befördert – dafür mehrere Frauen. Zumal der vormittagliche Gassi-Gang ohnehin Frauen vorbehalten zu seinen scheint. Die Menge ausgeführter Hunde auf meinem Weg zur Arbeit übersteigt immer noch zahlenmäßig die Anzahl der aktiven Radfahrenden.
Hat eigentlich jemand mal einen Modalsplit mit der Hundehaltung in der jeweiligen Stadt korreliert? Je mehr MIV, desto mehr Hund – wäre jetzt mal meine Arbeitshypothese.

In meinem Haushalt gibt es Im Übrigen auch einen Hund und sogar ein Auto. Und weder führe ich den Hund aus, noch nutze ich das Auto im großen Stil und der Hund zum Glück auch nicht.

Great job!

politesse_ordnungsamt_schreibt_auto_auf

Parkscheibe vergessen? Länger als 2 Stunden abgestellt?

zugeparkter_gehweg_auto_politesse_aufgeschrieben

Das sind weniger als 80cm Durchgangsbreite

Die Etikett-Aufkleber für die Beschriftung von Spritzen seinen sehr gut für die Selbst-Justiz an falsch parkenden Fahrzeugen geeignet. Einfach mittig auf die Windschutzscheibe kleben und mit einem wasserfesten Stift darauf einen netten Gruß hinterlassen. Das teilte mir eine Krankenschwester mit, die sich über die Parkmoral ihrer Mitbürger aufregte. Denn das Ordnungsamt sei zwar fleißig, aber die 5 bis 10 EUR, die verlangt werden, schnell bezahlt – an so einem Etikett hätte man länger zu knabbern und knibbeln. Außerdem verfüge Sie inzwischen über einen großen Bestand an Fotos von falsch und dreist geparkten Fahrzeugen. Ich entgegnete, dass ich nur einen Fahrrad-Blog hätte, und keine Idee hätte, wie ich die Fotos unter die Leute bringen könnte. Aber den von ihr beanstandeten Zeitungsartikel, den bringe ich gerne.  – Ob Frau Lehmann das immer noch so sieht?

5 Jahre

klebesiegel_der_stadt_wuppertal

Klebesiegel im Wert von 30 Cent

5 Jahre. 5 Jahre! 5 Jahre habe ich gebraucht, um nach der Anschaffung eines Pedelecs meinen Zweitwagen abzustoßen. Es ist schon so, dass ich mutwillig Fahrrad fahre und dass ich, obwohl ich an meinem 18. Geburtstag schon über einen Führerschein verfügte, immer schon ein in Maßen gespaltenes Verhältnis zu vierrädriger Motorisierung hatte. Mit 18 hieß die interne Vorstellung “das Erste – auf mich zugelassene Fahrzeug – hat nur 2 Räder”. Hat auch nur etwa zwei Jahre gehalten, dann habe ich ein Auto von meinem großen Bruder geschenkt bekommen. Damit bin ich dann auch bis zum ersten Mängelbescheid rumgefahren – so etwa ein ½ Jahr. ÖPNV-Nutzung stand irgendwie auch nie so richtig auf meinem Programm, weil zu den Zeiten und auf den Strecken, in und auf denen ich unterwegs sein wollte, einfach nie was fuhr.
Irgendwann mit Mitte 20 wurde mir dann der Trabant angeboten, den ich aus lauter Spott dem Einigungsvertrag gegenüber fuhr.
Dieses Fahrzeug lehrt Demut, Geduld und basale Schrauberkunst. Etwa zeitgleich kam 2008/9 die Feinstaubbekämpfungsmaßnahme in Form von “Umweltzonen” und die Abwrackprämie. Damals hätte das Fahrzeug eigentlich gegen einen Lada Niva getauscht werden können, wenn dieses Fahrzeug nicht so arg klein wäre. In dessen Kofferraum passen kaum 2 Kästen Bier. Die Probefahrt mit einem Lada Kalina war auch eher ernüchternd.
Es blieb bei Trabanten, der die letzten beiden TÜV-Prüfungen zwar überlebte, aber kaum noch bewegt wurde. Aus Liebhaberei wurden Fixkosten und aus dem Zweitwagen ein Stehrümchen, das – bei Mobile.de angeboten – keine Interessenten mehr fand.
Wenn ich schon – als passionierter Radfahrer – Jahre brauche, mich von einem Auto zu trennen, kann ich nicht von anderen erwarten, dass sie sofort auf das Auto verzichten, sobald viele Wege mit einem Fahrrad (auch und grade mit elektrischer Unterstützung) bewältigt werden können. Das Beharrungsvermögen ist schon enorm. Gilt vermutlich für sämtliche soziale Wandlungsprozesse.

Die neuen Lederjacken

Konformisten-Kutschen schwarze SUVs nebeneinander vor der Ampel

Wer verstopft die Straßen? Der MIV! Hier im schwarzen SUV, der neuen Lederjacke, die Schutz vor dem Draußen bietet.

Früher wurden den Damen die Pelze, die sie trugen zerstört, um damit auf das Leid der Nerze aufmerksam zu machen und um der sozialen Ächtung Ausdruck zu verschaffen.
Warum werden keine Lederjackenträger angegriffen? Weil dafür nicht 50 eigens dafür gezüchtete Niederwildvertreter, sondern “nur” Schweine oder Rinder sterben?
Oder weil damit gerechnet werden muss, dass so ein Lederjackenträger einem durchaus bei einem Angriff auf die Mappe hauen kann?

Identifikation über’s Nummernschild

aggro_audi_nummerschild

Hier ist der Jahrgang des Halters eingeprägt und die Buchstaben die Abkürzung für die Firma über die der Leasingvertrag läuft …

nummerschild_mit_namensinitialen

… gerne verwendet sind auch die Initialen des eigenen Namens, oder andere Werte,

nummernschild_iq

die der Selbstdarstellung dienen

Für €12,80 kann ich mir die Buchstaben und Ziffern auf meinem Nummernschild für mein Auto aussuchen. Dadurch wird dieses Ding ein Teil von mir.
Auch wenn die Fahrzeuge alle uniform aggressiv aussehen, etwas Individuelles an ihnen ist das Nummernschild. Auf diesem wird allerhand codiert: Namensinitialen, Geburtsjahrgänge oder auch irgendein nerdiger Shice, den außer Eingeweihten keiner schnallt.

Die zufälligen Versicherungskennzeichen bei Mofas hingegen steigern nicht die Identifikation mit der Gehhilfe.

Einer meiner Onkel hatte als Gäste-WC-Dekoration alle Nummernschilder von allen Fahrzeugen aufgehoben, die auf ihn angemeldet waren. Das Verhalten muss ich allerdings in Relation zu dem einer meiner Tanten sehen, die sich eine komplette VW-T2-Bus-Schiebetür ins Wohnzimmer gehängt hatte. Das wiederum lag an der Hippie-Urwald-Bemalung, mit der sie ihr Auto 1975 customized hatte. Heute traut sich ja  kaum noch einer einen Aufkleber auf den Lack zu kleben.
Es bleibt: das Nummernschild.

Und ich muss zugeben, das Nummernschild meines ersten Fahrzeugs liegt auch noch irgendwo rum. K-R 611 für eine MZ ETZ 250. Für den Pizzateller bekam ich ohne Aufpreis eine kurze Buchstaben-Kombination.