Seit ich einen Twizy im Fuhrpark habe, wurde mit dem 2.393 km mit Nachweis abgespult. Das zu einem CO2-Preis von etwa 59 g/km. Während der Zeit vom 04.11.2020 bis zum 18.03.2021 wurden für die Mobilität mit dem Gerät 141 kg CO2 freigesetzt.
Mit dem VW-Bus wurden im gleichen Zeitraum 4.202 km mit Erzeugung von 921 kg CO2 zurückgelegt. Schaue ich mir den Vorjahres-Zeitraum (04.11.2019 – 18.03.2020) an, so fuhr der Bus in dem Zeitraum 8.049 km – fast doppelt so viel.
Jetzt ist die Frage, wie groß könnte der Corona-Effekt sein? Zusammen sind die beiden Fahrzeuge ca. 6.500 km bewegt worden, schaue ich auf die Bewegung des Busses in 4,5 Monaten im Jahr 2020 unter Home-Schooling- und Home-Office-Bedingungen an, so wurde vom 15.6.2020 bis 31.10.2020 der Bus ca. 6.500 km bewegt.
Grob vereinfacht hat also der Twizy ⅓ der Fahrleistung des Busses übernommen.
Nun könnte noch angeführt werden, dass vor allem Kurzstrecken substituiert wurden. Leider führe ich kein Fahrtenbuch, sodass ich nur Kurzstrecken des Busses zählen könnte. Aber vielleicht hilft ja auch die Aussage, dass ich mit dem Bus dieses Jahr erst 1x Tanken war. Seit dem Lockdown gibt es keine Gelegenheit mehr übers Wochenende die Location zu wechseln.
Wie dem auch sei, der Twizy nimmt dem Bus Anteile im Mobilitätsmix ab, aber auch bei mir und meinem Fahrrad. Ehrlicherweise bin ich dieses Jahr nur sehr sporadisch mit dem Rad gefahren. Deswegen ist auch auf dem Blog hier Schweigen im Walde. Durch diesen Umstand kann ich jetzt aber rückwärts betrachten, welchen Benefit das Fahrradfahren mir gebracht hat. Und ja, ich fahre elektrounterstützt. Das Augenfälligste ist vielleicht die Umverteilung der Körpermuskulatur. Ich habe angefangen, Klimmzüge und Liegestütze zu machen, was dazu geführt hat, dass sich mein Oberarmumfang in dem Maße vergrößert hat, wie mein Oberschenkelumfang geschrumpft ist. Um meine Oberschenkel schlabbert inzwischen die Hose, um den Oberarm spannt sich das T-Shirt. Allerdings die Allergien, die auf die Atemwege schlagen, sind wieder voll da und meine Ausdauer ist erheblich reduziert. Wenn ich dann doch mal mit einem Rad fahre, pfeife ich lustig lange vor mich hin, weil ich die Belastung nicht mehr gewöhnt bin.
Was also hält mich ab, weiterhin mit dem Rad zu fahren und meine Ausdauer zu trainieren? Der Twizy ist einfach bequemer und schneller, sodass ich spontan mehr auf die Kette bekomme. Auch das Bringen und Abholen von Kindern ist ungemein einfacher als mit dem Rad, weil eben hinten ein weiterer Platz ist. Diesen Vorteil bieten auch diese vierrädrigen Leichstfahrzeuge City Q und das Bio-Hybrid. Aber die deutsche Beschränkung auf 250 Watt wird verhindern, dass die sich irgendwie am Markt etablieren können werden. Ab 1.000 Watt dürften die von den Fahrleistungen her interessant werden. Auch der neue Citroën Ami wird an der Limitierung auf 45 km/h scheitern. Interessant an den beiden Erstgenannten ist jedoch die Entfernbarkeit des Akkus bei dem Besitz von Innenstadtbewohnern. Ich kann ja niemanden innerstädtisch ernsthaft einen Twizy empfehlen, weil es einfach an Auflademöglichkeiten mangelt. Außerdem ist ein Fahrzeug wie ein Twizy eine reine Zweitfahrzeug-Lösung. Aber, so wie ich die Menschen in meiner Umgebung wahrnehme, ist er geeignet im eigenen Besitz zu sein, denn der Besitz eines Autos ist eine hohe Selbstidentifikations- oder Selbstdefinitions-Dimension. Größere Fahrzeuge, die höhere Freiheitsgrade versprechen, könnten dann ja bei Bedarf geliehen oder gemietet werden. Bisher wird es ja andersherum versucht, das Kleinfahrzeug als Mietling anzubieten und das große als Besitztum. Funktioniert ja für die Automobilindustrie, wenn weiter mit dem eigenen 60 Tsd-€-VW-T6-Wohnmobil zu IKEA gefahren wird.
Apropos Einkaufen, in Kolumbien wird zu zweit mit einem Twizy eingekauft und dann der Wagen gepackt. Hier wird um 20:25 nach dem Abendessen schlagartig klar, dass das Brot für morgen nicht mehr reichen wird und auch die Milch zur Neige gehen wird – also muss schnell eingekauft werden.
Das ginge doch auch mit einem Lastenrad – ich kann auch in einen Unverpacktladen einkaufen gehen – leider habe ich für beides weder Zeit noch Geld. Die Supermarkt-Infrastruktur ist auf Autos ausgelegt, und da ich nach der Lösung mit einem geringen ökologischen Impakt trachte, die ich auch bei Schlechtwetter nutzen kann, ohne mir Gedanken über meine Kleidung zu machen, bin ich ja beim Twizy gelandet. Das heißt jetzt nicht, dass ich den für immer und ewig bewegen werde, nur zurzeit genieße ich die Vorteile, die ein Auto bieten kann, ohne ein besonders schlechtes Gewissen zu haben.