Bedingt durch mein neues Hobby halte ich mitten in der Pampa einfach an, um die überfahrenen Tiere mit Hilfe meines Handys zu dokumentieren. Dabei sah ich im April etwas Blaues etwas ab vom Straßenrand: die Hülle eines iPhones im feuchten Laub. Hurra!, dachte ich, endlich ein besseres Gerät als meines! Da das Gerät im Dreck stak, habe ich es mit zu mir nach Hause genommen und auf der Heizung getrocknet. Danach mit einem Staubsauger den Dreck aus den Öffnungen entfernt und das Gerät geladen. Den Apple-eigenen “Lightning”-Stecker konnte ich mir auf der Arbeit ausleihen. Nach dem Ladevorgang habe ich das Gerät angeschaltet und der Sperrbildschirm leuchtete auf – mit einem Datum von November – mitten im April.
Da die SIM-Karte gesperrt war, die Zahlencodes auf der SIM-Karte wenig aufschlussreich und die IMEI-Nummern-Zuordnung für mich nicht einsehbar, habe ich das Gerät zur Polizei gebracht, da das Fundbüro in Barmen für mich nicht grade auf dem Weg zur Arbeit liegt. Auch mit dem Gedanken, dass das Gerät nach einem halben Jahr in meinem Besitz übergehen könnte, wenn die vermutlich hundehaltende Person sich nicht meldet.
Die Person hat sich nicht gemeldet, habe ich erfahren, als ich mich beim Fundbüro nach einem halben Jahr via E-Mail gemeldet habe und dabei darüber informiert wurde, dass für die Auslösung der Fundsache 10€ Bearbeitungsgebühr fällig werden.
Auf der Fahrt zum Fundbüro habe ich einen Radfahrer auf der Nordbahntrasse auf seinen niedrigen Luftdruck hingewiesen und direkt meine Luftpumpe zur Verfügung gestellt – hat die Fahrt wenigstens einem was gebracht.
Denn mir hat das folgende Prozedere grade mal Erfahrungen, aber kein neues Handy gebracht: Ich habe das Gerät ausgelöst und eine Quittung über die bezahlten 10 € bekommen. Das Gerät funktionierte immernoch und hatte einen Akkustand von 88% – nach einem halben Jahr im ausgeschalten Zustand. Die SIM-Karte war entfernt worden und es meldete sich die Installations-Routine. Gut, die ersten Schritte mit iTunes gegangen – bis zur Aktivierungssperre, die mir mitteilte, dass das Gerät mit der Apple-ID “t•••••@outlook.de” verknüpft sei.
Also gut, Apple kontaktiert und die Aufhebung der Sperre erbeten, immerhin befände sich das Gerät nach deutschem Recht in meinem Besitz. Fast. Das Gerät ja, das was drauf ist: nein. Also habe ich jetzt ein Display und einen Akku eines iPhone6. Die Aktivierungssperre ist vom vorherigen Besitzer gesetzt worden und kann laut Hersteller nicht vom Hersteller zurückgesetzt werden, es fehlten Informationen zu dem Vorganges meiner Inbesitznahme. Die über das Webfrontend des Chats heraufgeladenen Bilddateien der Quittung und der Fundanzeige würden nicht ausreichen. Tja, hätte der Call-Center-Vorgesetzte mal das Urteil gekannt – das hätte ihm einiges an Atemluft sparen können. Eine Kontaktierung der/des Vorbesitzenden über den Fund wurde auch abgelehnt. Der Hersteller ist natürlich nicht daran interessiert, dass ich ein gefundenes Handy weiter benutze – ich soll es mir schließlich kaufen. Oder nach China schicken, wo der ID-beinhaltende Chip ausgelötet, geflashed und wieder eingebaut werden kann. Diese Möglichkeit raunte mir ein Arbeitskollege beim Mittagsmahl zu.
“Find my iPhone” funktioniert eben auch nur da wo Netzabdeckung ist – jetzt wohl auch nicht mehr, wo das Gerät als schwarzer Block in meiner Schublade bei den anderen gestorbenen Handys sein Dasein fristet.
Wer also ein iPhone findet: einfach liegenlassen.
Die 10 Euro Gebühr sollen wohl auch vom Abgeben der Fundsache abhalten….
Moin Bernd, schön wieder von dir zu lesen 🙂
Tja, die 10 € sind nur eine weitere Realitätsausbuchtung in diesem schrägen Film. Meine Motivation etwas im Fundbüro abzugeben ist ja nicht rein altruistisch. Ich möchte einen Finderlohn, oder den Besitz an dem Ding. Denn es ist ja in dieser kapitalistischen Gesellschaft so, dass Eigentum ein schützenswertes Grundrecht ist. Nun wird quasi von Kapitalistenseite dieses Grundrecht aufgekündigt und das Individuum als verantwortlich dafür gezeichnet. Das ist neu – das gab es noch nie. Es ist ein Schlag ins Kontor einer menschlichen Gesellschaft, die auf Vertrauen aufbaut. Es ist die Essenz des Indiviualismus, getrieben von Absatzbemühungen renditeverpflichteter Akteuren. In diesem Sinne: iPhones liegenlassen.
Aber schon stark das Apple “find my iPhone” einrichtet aber nicht dabei behilflich ist den zu benachrichtigen der die Sperre eingerichtet hat. (Soll wohl nicht nur den Finder am Nutzen des Geräts hindern, sondern wohl auch den Verlierer wirklich zum Verlierer machen indem er erneut in die Tasche greifen darf, um sich ein neues
Gerät zu kaufen)
Ist es nicht möglich gewesen über die E-Mail-Adresse persönlich Kontakt aufzunehmen?
Ansonsten vielleicht mal in einem Handy-Reperaturladen nachfragen? Vielleicht können die auch, was sie Chinesen können?
Viele Grüße, unbekannterweise
Lisa
Moin Lisa,
bevor das in meiner Schublade noch Moos ansetzt, schick mir einfach einen frankierten luftgepolsterten Rückumschlag zu – meine Adresse steht im Impressum – und ich sende dir das Gerät zu. Fertig, ich bin es los, und Du vielleicht glücklicher…