Fahrrad ist Freiheit

Starkes Wort: Freiheit.

Ich deute Freiheit als Abwesenheit von Abhängigkeiten.

Mit einem Fahrrad gehe ich auf Grund seiner geringen Material-Ressourcenbedarfs schon per se kaum Abhängigkeiten ein.
Es gibt sogar standardisierte Komponenten – bei halbwegs standardisierten Fahrzeugen. Natürlich drängen die Hersteller auf immer neue Features, die dann möglichst proprietär sind, und ein Hang zur Selbstdarstellung zwingt manchen dazu ein möglichst exotisches Fahrzeug zu führen.
Freigemacht von diesem Geltungsdrang, immun gegen die Versprechungen der Hersteller, ist der finanzielle Impact eines Fahrrads gering – viel geringer als der eines Autos. Oder hat jemand schon einen Golf-Frontscheinwerfer in einen BMW schrauben können?

Nun ist es ja unbestritten so, dass Autohersteller letzthin mit dem Versprechen angetreten sind, Freiheit zu liefern – auf abgelegenen Landstraßen im Sonnenuntergang.
Doch mit welcher hohen Anzahl von Abhängigkeiten erkaufe ich mir das als Individuum? TÜV, Versicherung – also Halterpflichten, Bereithaltung von möglichst überdachter Abstellfläche wegen der Sorge um die vermutlicher Weise teuerste Einzelausgabe im Leben eines durchschnittlichen Westeuropäers … um nur die individuellen Kosten verbrauchsunabhängig zu skizzieren. Nehme ich den Verbrauch mit, so verfeuere ich unwiederbringlich komplexe Kohlenwasserstoffe, nur um meine Komfortzone von A nach B zu bringen. Und die wachsen zwar auf Bäumen, oder auf den Feldern, aber kommt zumeist unwiederbringlich aus der Erde. Für diesen Komfort verpfänden sich ganze Volkswirtschaften, handeln wider besseres Wissen und fühlen sich durch das Kollektiv gedeckt.

Komfort ist aber keine Freiheit, sondern eine induzierte Abhängigkeit. Was als komfortabel gewertet wird, ist gesellschaftsabhängig. Keine Lust auf die Gerüche anderer Menschen im ÖPNV? Ekel vor den Handgriffen? Das Wetter zu nass, zu kalt, zu warm? Alles eine Sache der gesellschaftlichen Übereinkunft.

Es hat in meinem Leben eine Weile (15 Jahre) gedauert, Wohnen und Arbeit so zu arrangieren, dass eine zu bewältigenden Strecke von 15 km dabei herauskam.

(Meine Freiheit den Text erstmal hier enden zu lassen 🙂